Messen – Bewerten – Prüfen
im Kontext von Deutsch als Zweitsprache
Tagung, veranstaltet vom Netzwerk SprachenRechte, der Universität Wien und dem ÖDAF (18.–19. Februar 2022)
ANKÜNDIGUNG 20. Februar 2022:
Das Netzwerk SprachenRechte hat im Anschluss an die Tagung einen Forderungskatalog für die Politik veröffentlicht, der hier abrufbar ist: https://www.sprachenrechte.at/forderungen
Die Plenarvorträge können ebenfalls auf der Website des Netzwerks nachgeschaut werden oder auf seinem youtube-Kanal.
Das Messen, Bewerten und Prüfen von Kenntnissen des Deutschen als Zweitsprache hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. In Kindergärten und Schulen bestimmen zunehmend sprachliche Testungen den pädagogischen Alltag und die weiteren Zukunftsperspektiven von Kindern. Als Gate-Keeping Instrumente entscheiden Deutschprüfungen schon seit 2003 über die Aufenthaltserlaubnis von Migrant*innen.
Diese herausragende Bedeutung von Sprachtestungen in der Integrations- und Bildungspolitik und ihre existenziellen Konsequenzen für Getestete geben Anlass, sich mit den Funktionsweisen und Wirkungen von Tests kritisch auseinanderzusetzen. Im Rahmen eines interinstitutionell ausgerichteten Symposiums werden nicht nur wissenschaftliche Perspektiven, sondern auch Erfahrungen aus der Umsetzungspraxis eingeholt und miteinander in Beziehung gesetzt.
Folgenden Fragen wird nachgegangen:
- Trägt der Einsatz von (standardisierten) Beobachtungs- und Testverfahren zur Bildungsgerechtigkeit bei?
- Wie ist es um die Objektivität von Tests in Bildungszusammenhängen bestellt?
- Wie wirken Testungen auf alle am Bildungsprozess Beteiligten?
- Welchen Einfluss nehmen standardisierte Testverfahren auf die Gestaltung von Unterricht?
- Welche Qualität weisen die aktuell in Österreich eingesetzten Messinstrumente (BESK KOMPAKT, MIKA-D, ÖIF-Prüfung) auf? Werden sie und ihr Einsatz testethischen und wissenschaftlichen Anforderungen gerecht, vor allem in Hinblick auf die Qualifizierung der Testenden?
- Wie wird im medial vermittelten politischen Diskurs die Rolle des Testens dargestellt und erörtert und wie gehen die unterschiedlichen Diskursteilnehmer*innen aus ihren jeweiligen Positionen auf die Effekte der mit dem Testen einhergehenden sozialen Segregation ein? Welche politischen Ziele und Strategien lassen sich diskursanalytisch rekonstruieren?
Die Ergebnisse von Vorträgen werden im Anschluss von Praktiker*innen im Feld in Bezug zu ihren Erfahrungen und Herausforderungen gesetzt und es wird an möglichen Alternativen gearbeitet. Dabei geht es um alle Stufen und Bereiche des Bildungssystems, vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung, von der Berufsbildung bis zum Universitätsstudium und um die Ausbildung von Pädagog*innen und Lehrenden.
Die Tagung schließt an die im Februar 2008 von Netzwerk SprachenRechte initiierte Tagung „Nachhaltige Sprachförderung“ an. Damals wurde auf die zunehmende Bedeutung von Konzepten der „Sprachförderung“ im Schulsystem ebenso reagiert wie die zentrale Rolle von Deutschprüfungen für aufenthaltsrechtliche Fragen. Das Ziel der Tagung war eine differenzierte Auseinandersetzung mit Fragen der Sprachförderung im österreichischen Bildungswesen über alle Alters- und Bildungsstufen hinweg im Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Die über 400 Teilnehmer*innen aus ganz Österreich verabschiedeten am Ende der Tagung Mindeststandards zur nachhaltigen Sprachförderung. Sie betrafen sowohl die grundsätzlichen Zielrichtungen wie auch Umsetzungsvoraussetzungen.
Die formulierten Mindeststandards blieben von der Politik weitgehend unberücksichtigt und die Durchsetzung von Deutschprüfungen, -testungen und sog. Sprachstandsfeststellungsverfahren auf allen Bildungsstufen übernahm stattdessen die Funktion einer „Sprachförderung“.
Organisationsteam:
Lena Cataldo-Schwarzl, Rudolf De Cillia, Silvia Demmig, Mi-Cha Flubacher, Angelika Hrubesch, Verena Krausneker, Hans-Jürgen Krumm, Verena Plutzar, Martin Reisigl, Hannes Schweiger und Brigitta Vavken